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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987

 

Bestseller: Zeit, was ist das“, ausschnittsweise veröffentlicht in

#kkl, online-Magazin, Initiative für Kunst, Kultur und Literatur,

2023 „Leitsterne und Irrlichter“, 2023 „Klarheit“ und 2024 „Präsenz“.

 

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Gedicht der Woche,

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Klappenbild Wo die schwarzen Blätter.jpg

Im vorliegenden Band werden 129 Gedichte mit vielleicht erotischem Charakter vorgestellt.

 

Den Mast hab ich gesetzt.

Die Doppelsegel sind gebläht,

Und meine Hände liegen auf den Rundungen.

 

Das Segelschiffchen

Freut sich auf den Sturm,

Der darf von allen Seiten

Drängen.

 

Im Buchhandel und online

 

Wo die schwarzen Blätter wachsen

Lyrik,

129 erotische Gedichte?

 

76 Seiten, Format A5

 

Harald Birgfeld

 

Online bestellen sowie im Buchhandel,

 

€ 6,90  inkl. MwSt.

 

Zum Buchshop

ISBN 9783735739162

 

Wo die schwarzen Blätter wachsen“ ist auch in den USA, Großbritannien und Kanada unter obiger ISBN und bei abweichenden Preisen bestell- und lieferbar.

 

Auch als E-Book

 

€ 5,49

 

Zum Buchshop

ISBN 9783735765772

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).

 

Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb die meisten seiner Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur Arbeit. Seine Texte entstanden fast immer bereits in endgültiger Form.

 

Copyright 2014 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Herausgeber, Autor, Redakteur: Harald Birgfeld, e-mail:.        Harald.Birgfeld@t-online.de

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

Abends hattest du dich nicht

Abends, als ich heim kam

Alles, was ich redete

Alles, was ich sah

Als ich heim kam

Am Strand fließt neben mir

Am Telefon

An deinem Hals hängt Schmuck

An der Küste

An dir, so denk ich

Andern Tags

Aufgerichtet sah ich dich

Aus der größten Ferne

 

Bäuchlings werf' ich mich

Besorgt um dich

 

Da du es nun weißt

Damals dachte ich von dir

Dann dachte ich

Dann sah ich es genau

Dass ich nicht einmal

Deine Haare trugst du hoch gesteckt

Deine Reinlichkeit; war groß

Deine Welt ist heil

Deinen Augen seh ich's an

Den Mast hab ich gesetzt

Der Wildwuchs angepflanzter Rosen

Der Wind spült dir ins Haar

Die Blätter tropften ab

Die Ecke eines Raumes

Dir erging es schlimmer

Dir gestand ich ein

Draußen fiel ein Regen

Du bist an mir die Staffelläuferin

Du breitest deine Arme aus zu Flügeln

Du gingst vor mir

Du hast davon kein Wort erzählt

Du hattest deinen Mann verloren

Du knöpfst für mich

Du sagtest mir

Du sagtest Schlimmes

Du sagtest so

Du schriebst mir ein Gedicht

Du standst im Schmuck

Du willst nicht

Du wolltest mich nicht überraschen

Du zeigtest mir ein Bild

 

 

Ein andres Mal

Ein andres Mal traf ich auf dich

Ein beuteliges Tuch

Ein grober Schmied

Eines machtest du mir

Eines Tages fuhr ich von dir fort

Einmal dachte ich von mir

Einmal fragte ich direkt

Einmal glitt ich aus

Einmal kamst du heim

Einmal legte ich dich

Einmal saßen wir

Einmal trennte uns die Menge

Einmal war ich dem Geheimnis

Einmal wollte ich

Einmal, sah ich, schriebst du auf

Es blieben nur

Es huschen Schatten kleiner Blätter über dich

Es lag ein Katzentier in deinem Arm

Es reiben sich die Schenkel

Es war das Rauschen eines Wasserfalles

Es war doch so

Früher steckten mir noch Teile

 

Groß war mein Verlangen

Heute morgen

Heute morgen wurde ich

Hinter Glas seh ich dich sitzen

 

Ich bildete mir ein

Ich bin ein Mensch

Ich erniedrige mich selbst

Ich fürchtete den Anruf

Ich ging direkt

Ich hockte

Ich klopfte an die Blätterwand

Ich kniete fast

Ich legte eines meiner Bücher

Ich nenne sie mein Weib

Ich sah das Bildnis einer Frau

Ich sah die zwei

Ich schrieb von euch

Ich steh vor deinem Bett

Ich stell dich vor mich hin

Ich strandete entfernt an einer Insel

Ich stürze ab

Ich überquerte eine Straße

 

 

Ich verließ das Haus

Ich war in der Gewohnheit

Ihr zwei Frauen

Im Vorbeigehn

In diesem Herbst

In einem Reiseland

 

Kein Haustier kann

 

Manchmal hätte man sich

Manchmal würdest du mir

Meine Wohnung war ein Laubwald

Meinen Körper hatte ich vergeben

Menschen wachsen in den Gabeln ihrer Äste

Mir regnest du zu langsam ab

Mit gespreizten Beinen

Mit räuberischen Augen

Muschelfischer will ich an dir sein

 

Nachts

Nur, weil du mich verstandst

 

Oft

 

Sag mir, dass ich lüge

So auf der Flucht

So erwart' ich deine Heimkehr

So stehe ich am Strand

Später

Später machtest du mir ein Geständnis

 

Täglich ließ ich viele Male

 

Über zwanzig leuchtend blaue Augen

Überhaupt, so hörte ich dich sagen

 

Vom Gras zum Beet zum Rittersporn

Von oben sahst du auf die Hast

 

Wenn du mich aushältst

Wenn wir in unsren Wäldern spielten

Wieder lagst du fest im Schlaf

Wir feierten das Fest der groben Sitten

Wir fuhren übers Wasser

Wir sprachen von dem Tag

Wüstenklima Weiblichkeit

 

Zwischen Gleisen blüht ein Mohn

 

 

 

Ich nenne sie mein Weib,

Und über mir ist sie die Königin,

Man könnte sagen, die Gesalbte.

 

 

Ich, ihr Untertan,

Der Küsser ihres Schoßes,

Schreibe über Blumen,

Denen schwarze Blätter

Wachsen.

 

 

 

 

Bäuchlings werf' ich mich

Ins braune Gras,

Das zuckt ein wenig auf,

Und drinnen steht die Hitze

Greller als davor

Und ist nun unter mir.

 

 

Mit meinen Lippen grase ich

Die Trockenheit ein wenig ab,

Und will dich feuchten,

Kleinster Rasen aller Rasen.

 

 

 

 

Ein beuteliges Tuch,

Nicht größer, als die Fläche zweier Hände,

Hängt auf mich herab.

Ich greife sanft hinein

Und zieh dann etwas fest,

Dass es sich nieder neigt,

Sich zu mir senken muss,

 

 

Und öffne diesen Spalt im Stoff,

Dass mir das Gold

Von beiden Seiten in die Kehle läuft,

Als sollte ich daran

Ersticken.

 

 

 

 

Ich kniete fast

Und doch nicht ganz

Und stand vor einem rosa Baum,

Der hielt die langen Äste

Weit von sich.

 

Nur schwarze Blätter

Blieben in den Gabeln liegen.

 

 

 

Mein Gesicht verschrammte nicht,

Als ich es an der Rinde

Bis zum Ansatz eines Astes

In die Höhe schob.

 

Ein Wind bog ihn zu mir herab,

Und spitze Finger griffen in mein Haar

Und drückten meine Nase, meinen Mund

Tief in die Mulde.

 

 

Mit den Augen irrte ich

In eine Krone,

Die stand mit geschlossnen Augen

über mir.

 

 

 

Den Mast hab ich gesetzt.

Die Doppelsegel sind gebläht,

Und meine Hände liegen auf den Rundungen.

 

 

Das Segelschiffchen

Freut sich auf den Sturm,

Der darf von allen Seiten

Drängen.

 

 

 

 

So stehe ich am Strand:

Mit einer Hand

Beschatte ich die Augen,

Mit der andren halte ich den Stock,

 

 

Der sucht in einer kleinen Mulde

Nach der Muschelschale,

Die besteht, so hoffe ich,

Aus beiden Seiten.

 

 

 

 

Muschelfischer will ich an dir sein

Und Uferschwalbe,

Räuberische Möwe

Und der schnelle Wattenläufervogel.

 

 

Hinter dunkler Schale

Liegt die Köstlichkeit

In Fleisch gebettet.

 

 

Mit dem Schnabel lässt du dir

Den Kalk zerschlagen.

 

 

 

Du willst nicht,

Dass ich ein zügelloser Reiter

Auf dir bin

Und beißt in meinen Finger,

Um dich unter mir

Zu dirigieren.

 

 

In die Zimmerdecke

Ließt du einen Spiegel setzen.

Bis dorthin willst du

Die Hürden überspringen

Und dich dabei nicht

Aus deinem Blick verlieren

Und nicht aus den Augen lassen.

 

 

 

 

An der Küste

Suche ich umsonst die Meeresenge.

 

Ufer links und Ufer rechts.

 

Der Bogen der sich bildet

Ist zu weit.

 

 

Ob Stirn allein,

Ob ganzer Kopf,

Ob nur der Mund...

 

 

 

Die Enge engt nicht ein

Und passt sich immer wieder an

In ungeheurer Weite.

 

 

 

Ihr zwei Frauen

Seid so freundschaftlich

So sanft im Umgang miteinander;

Jede von euch geht um ihre Freundin

Als in einem liebevollen Tanz

Und macht sich ohne Hast

Zur Beute für die andre,

Die bleibt unberührt

Und wird nicht angefasst.

 

 

Ich werde lange vor euch

Auf euch warten müssen,

Und ihr lasst mich gerne

Lauern.

 

 

Ganz wollt ihr noch nicht

Verzichten.

 

 

Mit räuberischen Augen

Fahre ich im Handumdrehn

In deine Bluse,

Um mich umzuschauen.

 

 

 

Darin stehe ich sekundenlang

Im Marmorzimmer.

Hell sind seine Fenster

Und ich bin total allein

Und fürchte deine Augen mehr

Als deine Finger.

 

 

 

 

Ich steh vor deinem Bett.

Du schläfst darin,

Bist zugedeckt.

Ich seh durch diesen Berg aus Laub

Dein Nachthemd,

Das ist sicherlich verschoben

Und verdeckt, versteckt, vor mir die Stellen,

Wo die schwarzen Blätter wachsen.

 

 

Ohne dich zu wecken,

Schiebe ich in Neugier mit dem Fuß

Das Blätterwerk beiseite.

 

 

 

 

Ich erniedrige mich selbst

Und du,

Die nie am Boden lebte,

Lässt es zu.

 

 

 

Ich sehe,

Wie du mit derselben Hand,

In dessen Boden ich die Küsse legte,

Unter dessen Kiesel

Ich die Liebesworte schob,

Dass du sie nicht erst hören musstest

Sondern gleich erfuhrst,

 

 

Ich sah,

Wie du mit dieser Schalenhand

Den Hund verwöhntest,

Wie er daraus fraß.

 

 

 

Im Vorbeigehn

Knöpfe ich an deine Augen meine Augen,

Meinen Mund an deinen Mund,

Und meine Hände halte ich so fest es geht

An mich gedrückt.

 

 

 

Der Faden hält nur noch

Sekunden stand,

Dann springt er mir,

Weil du mich ansiehst,

Durchgerissen

Ins Gesicht.

 

 

 

 

Mit gespreizten Beinen

Steh ich über dir,

Und du, die Dauertänzerin,

Die ich nicht lassen kann,

Mit der ich jeden Tanz beginn,

Liegt bäuchlings unter mir

Im Schlaf.

 

 

Selbst mit dem Atem

Würde ich nicht wagen,

Dich noch einmal zu berühren.

 

 

 

So sind wir im Kreuz mit uns

Und sterben ohne Andacht

Vor uns hin.

 

 

 

Einmal trennte uns die Menge,

Weil wir in der Menge waren,

Weil wir in ihr untergingen.

 

Deine Hand sah ich darin

Zum Himmel steigen,

Und du zeigtest damit

Deine reine Freude.

 

 

Unter Wasser

Mochte deine andre Hand

In einer andren liegen.

 

 

 

Eng an eng mit anderen,

Auf diese Weise eng an eng mit dir

Ertrank ich unter

Unerträglichen Gedanken.

 

 

 

Dass ich nicht einmal

Du sein kann

Und lernen kann,

Wie du mich gerne hättest,

Wenn ich so bin, wie ich bin,

Wenn ich um deinetwegen,

Nein, um meinetwegen

Bei dir bin.

 

 

Vielleicht wärst du danach

Um meinetwillen,

Nein, um deinetwillen

Noch einmal bei mir.

 

 

 

 

Über zwanzig leuchtend blaue Augen

Deines Staunens

Waren aufgegangen.

Davon sah ich nichts.

Du standst mit deinem Rücken

An der Wand.

 

Die Kleider lagen unter dir

Und eines deiner Beine

Hattest du ein wenig angewinkelt

Und den Fuß zurück gestellt.

 

 

 

Erst hattest du die Augen zu,

Dann, als ich vor dir kniete

Und du diese Wand

Als Stütze deines Kopfes brauchtest

Und die Hände in den Nacken schobst

Und mit denselben Händen

Mich an meinen Haaren

In die Höhe zogst,

Ging eine Blume nach der andren

An dir auf,

Doch das geschah schon unter mir.

 

 

Ganz oben stand dein offner Mund,

Daraus entsprang ein Schlängelein,

Das hielt nach einer Schwesterzunge

Ausschau.

 

 

 

Es huschen Schatten kleiner Blätter über dich.

Ich denke mir dabei

Wie du dich unter meinen Händen

Räkeln würdest,

Könnt ich Blatt für Blatt

Von dir entfernen.

 

 

Schließlich würde ich dich

Durch ein Schlüsselloch entziffern können,

Deinen Namen sagen lernen,

Dass du mir auch glaubtest.

 

 

Auf die Frage,

Was ich dauernd denke,

Hab' ich keine Antwort.

 

 

Besorgt um dich,

Will ich nach deinem Inhalt schau'n.

Du weißt,

Dass ich nur malen kann,

Wenn meine Augen sehen.

 

 

 

Meine Augen kleben überall an mir,

Und nachts,

Wenn ich auf Steigungen

An dir, in Niederungen schleiche,

Sind sie unterwegs

Und überraschen mich mit Neuentdeckungen,

 

 

Mich wundert sehr,

Dass ich mir selbst noch nicht begegnet bin

Und dich zu dir

Noch nicht befragen konnte.

 

 

 

So erwart' ich deine Heimkehr:

Eng,

Als schlösse sich ein Blitz um dich,

Umfließ ich deinen Leib

Und fahr mit

Blauer, gelber, roter, weißer Zunge

Über dich.

 

 

Ich schlag in dich

Und schlage doch nicht ein

Und stehe als ein Züngelnder

Vor deinem Mund,

Den kann ich in der Raserei

Nicht finden, kaum erkennen.

 

 

Deine Hände müssen dabei

Meine Führer sein

Und dich mir lenken.

 

 

 

Ich stell dich vor mich hin

Und knie vor dir,

Und deine Kleider

Sind schon lange abgestreift,

Und mit viel Vorsicht

Hab ich meine Hand in dich getaucht

Und lüg mir vor,

Dass das ein wenig Kühlung brächte;

 

 

So verhinder ich,

Dass mich der Herzschlag trifft,

Wenn ich nun ganz,

Mit einem einzigen Verlassen,

In dich springe

 

 

Und mein Atem, außer Atem,

Um dich weht.

 

 

 

Ich sah die zwei.

Sie hielt ihn an der Hand

Und legte seinen Arm um sich.

 

Sie sang ein Lied

Von einem Wanderstab

Und er versprach

Mit einem Zeichen seines Daumens,

Den er zwischen seinen

Mittel- und den Zeigefinger schob,

Dass er verstanden hatte

Und dass er verlässlich sei.

 

 

Dann gingen sie,

Und hatten nichts verrichtet,

Auseinander.

 

 

 

"Irgendwann", so meinte er,

"Wenn wir uns wiedersehen,

Wird es nicht so lange dauern,

Weil wir nichts erklären müssen,

Und wir wissen gleich Bescheid,

Dann werden wir uns finden."

 

 

 

Ich stürze ab!

Lebt wohl ihr Irdischen,

Ich komm euch wieder nah!

 

Mein Leben ist mein Tod,

Mein Tod dein Schoß,

Dein Schoß, hurra, mein Leben.

 

 

Kurz vor meinem Aufschlag,

Denke ich noch diese Zeilen.

 

 

 

Schreibstift und Papier

Hab ich, so lang ich fall,

Genug im Kopf.

Nachher erinner ich kein Wort

Davon,

Und lerne alles neu,

Vom Ende und vom Anfang an.

 

 

 

Deine Welt ist heil,

Und schamlos nützt du jedes Loch in ihr,

Mir die zerstörte Welt,

Mir meine Welt

Aus glatter, makelloser Oberfläche

Aufzuzeigen.

 

 

 

Das,

Was mich zum Schluss verführen könnte,

Liegt in mir

Und hat mich ausgehöhlt,

Bis an den Rand.

 

 

Ein kleiner Riss darin, das weißt du,

Wäre tödlich.

 

 

 

Zwischen Gleisen blüht ein Mohn.

So leuchtend strahlen deine Zähne,

Wenn die Perlenkette deines Mundes

Sichtbar wird,

So denke ich, sieht deine Zunge aus,

Fällt Licht auf sie.

 

 

Nur ungern lass ich dich verreisen.

Mohn und Zähne,

Mund und Zunge

Sind im selben Augenblick

Nur noch verblühter

Abschied.

 

 

 

 

Vom Gras zum Beet zum Rittersporn...

Ich zwinge dich

Mit deiner Hand darüber hin zu fahren.

"Manche Pflanzen tragen Gift in sich,

Sagst du,

"Und Gift ist Medizin

Und Medizin ist Gift."

 

Nun bist du schon zwei Tage fort,

Und was du meintest,

War der Fingerhut

Und nicht der Rittersporn.

 

 

Ich leide sehr.

 

Dein ganzes Leben lang

Verwechselst du mich schon mit Dingen,

Die ganz harmlos sind.

 

 

 

Wär ich nicht ständig auf der Hut,

Würdst du nur einmal deinen Durst

Und deinen Hunger an mir stillen können,

So wie ich es täglich an mir machen muss,

Wärst du schon lange

Von mir tot.

 

 

 

Du hast davon kein Wort erzählt,

Und dein Gefühl behältst du ganz für dich.

 

Zu gerne wär ich ein Mal du,

Wenn ich als ich mich zu dir bringe,

Und ich bringe mich dir immer ganz.

 

 

Nur einmal sagtest du:

"Und alles, was nach dir kommt,

Wird man an dir messen müssen,"

Und ich denke,

Also wird noch etwas nach mir kommen,

Etwas, das mich ablöst,

Und ich frage:

"Bist du dann nicht mehr du selbst?"

 

 

Ich weiß es längst schon besser.

Selbstverständlich hast du recht.

Du wirst dich zwingen müssen

Du zu sein

Und ich,

Das habe ich verwechselt,

Bin erst dann ich selbst.

 

 

 

Ich sah das Bildnis einer Frau,

Von einer Künstlerin gemalt,

Und "Frauenbildnis" wurde es genannt.

Sie hatte ein Relief

In Gelbmetall geschlagen.

 

 

 

So, denk' ich,

Denkt also eine Frau von einer anderen

Und schlägt sie gleich für alle Zeiten

In ein Gelbmetall.

 

 

 

Ich denke einfach,

Und ich wäre nie darauf gekommen,

Dass die Frauen etwas miteinander

Hätten haben können,

Und sie sprachen doch von Liebesspielen

Und Vereinigung,

Und mein Relief von einer Frau

Wird täglich neu auf einen Frauenleib gepasst,

Und es umfasst ihn ganz.

 

 

 

Früher steckten mir noch Teile

Des Propellers eines Flugzeugs

In der Stirn.

Du dachtest, als du mich entdecktest,

Gleich darüber nach,

Ob sie Signal für eine Ankunft

Oder einen Abflug wären.

 

 

Dann entschiedst du dich

Und zogst, was du erreichen konntest,

Vorsichtig mit einem Instrument

Heraus.

 

 

Ich spürte nichts

Und sah gebannt zu Boden

Und entdeckte, dass du an den Füßen

Weiße Ringelsöckchen trugst,

So wie sie junge Mädchen hatten.

Dünne rote, blaue Ringe

Liefen um die Fesseln

Durch die feine Strickerei.

 

 

 

Wüstenklima Weiblichkeit...

Ich sah das Boot weit draußen stehn,

Es dümpelte ein wenig,

Wind ging nicht

Und Anker hattet ihr, so meintet ihr,

Nicht nötig.

 

Auf dem Boot sah ich nur Frauen,

Die sich mit den Fingerspitzen

In den eignen und den fremden Nabel stießen.

 

 

So entstand um sie die Trockenheit,

Und Wasser wurde Sand,

Der hielt das Schwanken an.

 

Ein Wüstenklima Weiblichkeit

Stand über ihnen,

Explodierte langsam in der Ferne,

Und ich floh und floh

Und kam auch gut voran

Und kam davon.

 

 

Ich weiß noch heute nicht,

Ob ich dir je davon erzählen werde,

Denn von allen,

Die dort draußen um ihr Leben rangen,

Und du warst ja unter ihnen,

Kehrte keine heim.

 

 

 

Ein grober Schmied

Schlug dir ein feines, zartes Gitter.

Es war feiner, als du denken konntest,

Noch viel feiner, zarter, schöner,

Als die künstlerischste Häkelarbeit.

 

Die schlug dir ein grober Schmied.

 

 

 

Du hingst mit deinen Augen

Nicht an dieser Arbeit,

Sondern an dem Schmied

Und legtest dich erst in sein Kohlenbecken,

Dann auf seinen Amboss,

Und der Schmied,

Dem du nur in die Augen schautest,

Nahm dich als die größte Selbstverständlichkeit.

 

 

Ein Funken,

Der aus diesem Feuer stob,

Stach mir ins Auge

Und dann tief in meinen Kopf,

So dass ich auf der Stelle

Daran hätte sterben können.

 

 

 

Aufgerichtet sah ich dich

Im Fensterrahmen stehen.

 

Zwischen dir und einer Morgensonne,

Die sich königlich wie du

Soeben erst erhoben hatte,

Stand ein Wettstreit.

 

 

Zwischen dir und mir

Könnt sich der Wunsch entfalten,

Diesen Streit mit einem Urteil

Zu entscheiden.

 

 

 

Dabei muss ich mich vor harten Strahlen hüten

Und vor Augen,

Deren Blitze

Trunkenheit aus Wahnsinn zaubern

Und die Gier nach Zärtlichkeit

Verraten.

 

 

 

Eines machtest du mir

Schnell noch zur Bedingung,

Weil du meinen Hunger kanntest,

Weil du wusstest,

Wie ich unersättlich alles nehmen,

Alles fressen würde,

Weil du an dich selber dachtest.

 

 

Die Bedingung stelltest du zu spät

Und auch zu früh.

 

 

 

Den Wunsch nach Zärtlichkeit

Konnt ich dir erst danach erfüllen.

Alles aß ich roh

Und mit den Fingern,

Aß so unergründlich schnell

Und ohne die Genüsslichkeit,

Die du mir botst.

 

 

 

Wir feierten das Fest der groben Sitten.

 

Jemand klagte an,

Es sei das krause Leben eines Schamhaars

Mehr der Ausdruck stiller Kunst,

Als alles, was wir mit dem Lärmen

In uns unterdrückten.

 

Dich beredete ich nebenbei,

Mir als Portrait zu sitzen,

Und ich hatte hinterhältig vor,

Dich in der vierten Dimension, der Zeit,

Und auch von allen Seiten

Und von oben und von unten

Als ein Aktbild darzustellen.

 

 

Nichts, versprach ich dir,

Würd dir durch mich geschehen.

 

Es entstand ein Film,

Sonst war es nicht zu machen.

Darin schnitt ich dich an vielen Stellen auf,

Und setzte mich daran, dich wieder

Zuzunähen,

Und ich öffnete dich wieder

Und verschloss dich wieder.

 

 

 

Dies Geschehen wiederholte sich

Und wiederholte sich.

 

Sonst war es, wie ich sagte,

Wirklich nicht zu machen.

 

 

 

Einmal fragte ich direkt,

Ob du die Treue hieltst

Und dachte dabei nur an dich und mich,

Und Treue, sagtest du,

Wär heute nichts

Und trotzdem hättest du von ihr

Ein Bild mit einer Kamera gemacht.

 

Es war ein buntes Bild,

Das du mir zeigtest.

 

 

Darin flogen du und ich,

Vom Boden abgehoben,

In das Objektiv.

Wir hielten uns im Fliegen

Eng umschlungen

Und verfolgten jeder ganz für sich

Mit großen, abgestumpften Kinderaugen

Das Geschehen unter uns,

Und unter uns geschah die Erde,

Die wir grad verließen.

 

 

"Ich" so sagte ich,

"Kann mich an diese Reise nicht

Erinnern."

 

 

 

Damals dachte ich von dir,

Und heute gebe ich es zu:

"Sie ist dir näher, als die andere,

Das soll ihr Vorteil sein,"

Und Liebe wusste ich nicht anders

Zu erklären.

 

 

Du und ich versuchten damals

Mit nicht einem Wort

An diesem Zustand etwas

Zu verstehen.

 

 

 

 

Später machtest du mir ein Geständnis

Und gestandst dir selber etwas ein.

 

 

 

Du hattest mich

Mit aller Kraft und allen Mitteln

In den Jahren umgeschmolzen.

So war ich ein zweites Mal

Entstanden

 

 

Und erfuhr durch dich von mir

Und dass ich anders nie

Vor dir bestanden hätte

Und nie existierte.

 

 

 

Ich schrieb von euch,

Weil ihr als Freundinnen

Im Umgang miteinander wart.

 

Ich suchte das Geheimnis,

Das euch band, und sah,

Dass ihr von Heimlichkeiten lebtet,

Die ihr euch, so schnell es ging,

Erzähltet, offenbartet

Und erst zwischen, unter euch,

Entstehen ließt.

 

 

Ich hörte einmal,

Als die abgerissnen Fetzen rohen Fleisches,

Dass ihr euch

Die bloßen Schenkel

Unter hochgezognen Röcken

Aneinander riebt,

Und dass ihr euch die Hände

Gegenseitig auf die Brüste legtet.

 

 

 

 

Einmal dachte ich von mir,

Dir ist doch eine Frau genug,

Und eine Frau ist immer

Mehrfach eine Frau.

 

 

Wir kannten uns schon lange,

Und ich hatte lange den Verdacht,

Und hätte ich dich einmal ohne mich

Mit dir allein verbracht,

Wär ich viel früher drauf gekommen.

 

 

So blieb ich nur im Verdacht,

Dass du mit dir...

 

 

 

Hinter Glas seh ich dich sitzen,

Hinter Glas seh ich den Zopf

Aus deinem Haar,

Darin ist eine Schleife eingeflochten,

Eingeflochten auch die Hand-

Und Armbewegungen der Morgentoilette.

 

 

 

Heute früh, vor deinem Spiegel,

Warst du noch auf dieser Seite

Und mir nah,

Ich sah dich wie du warst und in dem Glas.

 

Dahinter gab es kein

Dahinterkommen.

 

 

Nun sitzt du im Zugabteil,

Bist hinter Glas, im Spiegel und davor,

Und eine Wirklichkeit,

Die so nicht anzufassen ist

Und an mich fasst,

Fasst mich nun an.

 

 

 

Ich war in der Gewohnheit

Und griff nach den Trinkgefäßen

Deiner Brust,

Da traf mich schon der Stich

Der Schlange,

Die du dir zu deinem Schutze hieltst,

Dass ich dich wenigstens im Tod

Bemerken würde.

 

 

So biss ich,

Um selbst von dir

Den Biss zu ernten.

 

 

 

 

Du hattest deinen Mann verloren,

Weil er sich verloren hatte,

Und er hatte nichts zu dir

Von dem Verlust gesagt,

Und dir war der Verlust entgangen.

 

 

Morgens hing er in dem Baum,

Die Füße waren noch auf einer Sprosse

Seiner Leiter.

 

 

 

"Nein,

Sprich nicht zu mir von dem Verlust.

Ich sah es auch.

Halt deinen Mund geschlossen,

Dass du nicht die letzten Perlen,

Die du in den Backentaschen

Aufbewahren konntest, auch verlierst, 

Denn jedes deiner Worte wird zum Reiter

Eines dieser weißen Pferdchen."

 

 

 

Groß war mein Verlangen,

Groß war meine Kraft.

 

Du konntest beidem

Nichts entgegensetzen als dich selbst.

 

 

 

So stieß ich unerwartet heftig

Doch mit dir zusammen,

Und du warfst mir

Die Besessenheit des Augenblickes

Augenblicke später vor.

 

 

Das war zu spät

Und etwas früher

Hättest du ja gar nichts damit

Ausgerichtet.

 

Unser Aufprall war und blieb

Ein Prallen aufeinander.

 

 

 

An dir, so denk ich,

Könnte Schnee zur Wärme werden,

Und ich denke,

Puppenhaft ist dein Gesicht.

 

An deiner Hand geht schon ein Kind,

Ein anderes ist noch in deinem Leib,

Und einen Vater weist du auf,

Der bleibt hauteng an deiner Seite.

 

 

Uns bleibt nur

Das Schlafwort des Bedauerns

In die Augen hängen,

Das versenden wir

Mit schwarzen Segeln unsrer Blicke.

 

 

 

Du bist näher noch an dir, als ich.

Und fragst zuerst und ganz gezielt,

Warum ich an dir Vater wurde.

"Manchmal", sagst du,

"Kann ich dir nicht glauben,

Und wie steht es erst mit mir."

 

 

 

Da du es nun weißt,

Gib auf!

 

Ich bin ein Nagelbrett,

Darauf kann man nicht schlafen.

 

 

Niemand ruht sich ungestraft

Auf meinem Rücken aus.

 

 

Der wurde viel zu sehr

Gequält mit Nägeln,

Die man schon seit seiner Jugend

In ihn schlug.

 

 

 

Heute morgen

Musstest du dich mir verweigern,

Weil es eine Frauensache war.

 

Ich lag zwar über dir

Und wurde doch

Zum abgestorb'nen Ast

Am eignen Baum.

 

 

 

Mit deinem spitzen Schnabel

Hacktest du ins Holz,

An meinem Arm ein Specht,

Der sich beschäftigte,

Denn Futter war genug vorhanden.

 

 

 

Unter fester Rinde

Lag die Sehnsucht nach Berührung

Andrer Art,

Die ließ die trockne Späne

Unter mir zu Boden sinken.

 

Dort, in diese Tiefe,

Durfte ich nicht blicken,

Leben schösse mir gleich wieder

Ins Geäst.

 

 

 

Du sagtest so:

"Ich will die Glocken

An dir klingen lassen,

Dass ihr Schwingen mich mit dir

Zum Beben bringt."

 

Ich hörte dich

Und schlug von innen an die Wand,

Wie man die Glocken schlägt,

Wenn man sie richtig schlägt,

Will man sie klingen lassen.

 

 

Dieses Singen

Sprang so heftig auf dich über,

Dass sich keiner von uns beiden

Aneinander halten konnte.

 

 

 

Lange schwangen wir

Nun parallel zu uns,

Und jeder war in sich mit sich

Beschäftigt.

 

 

 

Am Telefon

Erzählte ich dir das Gedicht

Von einer Blumenfrau,

Die Wasser auf die Steine goss

Und sie zum Blühen bringen wollte.

 

 

 

"Du bist nicht gerecht zu mir,"

Das sagtest du dazu,

"Denn vor der Tür,

Vor deinem Mund,

Liegt dieser Berg nicht aufgegang'ner Liebe,

 

 

Und ich weiß nicht mehr,

Was ich noch machen soll."

 

Du hattest sicher Recht

Und wirklich sah ich dich

Sehr oft in meiner Nähe.

 

 

 

Nur, weil du mich verstandst,

Und mich im Grunde

Hättest lassen können,

Wie ich war,

Nahmst du dich meiner an,

Um dir dein Ebenbild

Von mir an mir zu schaffen.

 

 

Noch war ich als Block

Im Ganzen,

Doch dein Werkzeug,

Oder was es immer war,

Biss sich an mich heran.

 

 

 

 

Ich fürchtete den Anruf,

Denn am andren Ende wäre ja

Dein Mund.

 

Als er dann kam,

Und du als Erstes

Über meine Ängste lachtest,

Gab ich zu,

Dass selbst dein Lachen,

Hier in dieser Muschel,

Frühling in dem Nachbargarten war,

 

 

Der blühte plötzlich auf,

Und er verlockte mich;

 

 

Und meiner Angst,

Das wussten wir sofort,

War er von vielen Gründen einer.

 

 

 

Ich bin ein Mensch,

Der trägt das Schneckenhaus,

In dem er wohnt,

Mit sich herum,

Und du, die ohne Häuschen lebt,

Empfiehlst mir die Zerstörung,

Dass ich endlich nackend bin.

 

 

 

Durch dich, so sagst du auch,

Erlebe ich vielleicht

Die einzige Gelegenheit dazu.

 

 

 

Nach dir, so fährst du fort,

Und hämmerst es mir mit der Zähigkeit,

Mit deinem Willen,

Den ich mir alleine zuzuschreiben habe, ein,

Kommt niemand mehr

Und niemals wieder eine Möglichkeit

Mich so zu sehen, wie du mich,

Und die brutale Einsicht,

Dass uns gar nichts unterscheidet.

 

 

 

Deine Haare trugst du hoch gesteckt,

Und deine Augen

Schossen schnell und etwas distanziert

An mir treppauf, treppab.

Sie blickten fröhlich, freundlich,

Ließen sich trotzdem,

Als hätten sie im Kopf Gewichte,

Von dir langsam drehen,

Und dazwischen

Unterbrachen deine Augenlider alles.

 

 

 

So bekam ich Zeit,

Auf deinen Mund zu schauen.

Der schwieg sich in Landschaft aus.

 

Die Lider fuhren wieder hoch,

Ich war schon weit in dir,

Das spürtest du

Und batst mich,

Weil du mich noch viel zu wenig kanntest,

Und du sagtest immer noch kein Wort,

Dich wieder zu verlassen.

 

 

Draußen, wusste ich,

Hing sich der Wind

An Schaukeln deiner Löckchen auf

Und lag auf deiner Stirn

Und fragte nicht

Und wurde nicht gefragt.

 

 

 

Ich überquerte eine Straße,

Darauf lag ein hartes Blech,

Das war ins Pflaster eingefahren,

War gestaucht

Und Teil der Fahrbahn

Ohne Teil von ihr zu sein.

 

 

Was ich dir sagen wollte,

Hätte sagen müssen,

Sagte ich nicht mehr,

Ich traute mich nicht mehr,

Es abzugeben.

 

 

Der Verkehr nahm rasend zu.

In dir wuchs die Gefahr

Mir zur Gefahr zu werden.

 

 

 

Es blieben nur

Die abgezählten Augenblicke

Einer Automatiktreppe,

Die dich in die Höhe schob,

An mir vorbei,

Und davon blieben eigentlich auch nur

Die wenigen,

In denen ich von vorne auf dich sah.

 

 

Ich rang nach einem Wort,

Das dich beschreiben

Und dich mir bewahren sollte,

Nach dem Wort,

Das mir noch jahrelang aus der Erinnerung,

Dies Bild vermitteln sollte.

 

 

Hinter dir stand schon die nächste,

Deren Haar, vielleicht ihr Ohr,

Vielleicht nur eine Handbewegung

Würde mir genauso gut gefallen,

Und es war das Wort für dieses Bild

Geboren: "Landesweit", hieß es

Im Stenogramm der Augenblicke.

 

 

 

Von oben sahst du auf die Hast,

Mit der ich dich erklimmen wollte,

Und du lachtest,

Mit der Hand vor deinem Mund,

Treppab.

 

 

Mit meiner Mühe, dachte ich,

Bin ich umsonst

Und gab dich an dir auf

Und fiel zurück.

 

 

Dort lag schon deine andre Hand,

Und deine Augen waren nah genug,

Um wahr zu sein,

Die sprachen alles aus:

Du wolltest mich, wie ich mich selbst,

Um meinetwillen haben.

 

 

 

Die Ecke eines Raumes

War dir Raum genug.

Du hocktest dich in sie,

Es war sehr schwer dorthin zu kommen,

Ohne nah zu sein.

 

 

 

Die schwarzen Blätter deines Stammes

Hieltst du ganz und gar

Vor mir versteckt

Und schlugst Eroberungen,

Die ich machen wollte,

Völlig ab

Und warst nicht intressiert.

 

 

Ich sah, dass du

Die zweite Reihe deiner Flügel putztest,

Die lag sonst unsichtbar

Fest an dir.

 

Die Nacktheit, dachte ich,

Soll sich und dich wohl so vor mir

Nicht zeigen.

 

 

 

Du schriebst mir ein Gedicht

Und übtest dich in meiner Sprache.

 

Darin sog an mir, so sagtest du,

Die Gaze einer Liebe

Alles, was du geben konntest, auf.

 

 

 

Ich sah sofort,

Dass du die Worte an dich selber richtetest

Und mit mir spieltest,

Und ich sagte auch,

Dass Gaze und die "Tropfen", die du nanntest,

Nicht von einem Mann

Verstanden werden könnten,

Und es seien Frauenattribute.

 

 

Du errötetest vor Scham und Wut

Und zogst aus dir ein Netz zurück,

Das hatte sicher mir gegolten.

 

 

 

Einmal war ich dem Geheimnis

Auf der Spur.

Ich sagte mir,

Wo schwarze Blätter wachsen,

Ist die Frucht nicht fern.

 

 

 

Ich hatte deinen Körper

In den Rändern meiner Kunst

Mit Glasrohr nachgestaltet,

Das von innen leuchtete.

 

 

Von außen wartete ich auf den Wind,

Der mir die Blätter deines Körpers

Heben würde.

Alles würde sich mir zeigen,

Alles würd ich sehen

Und auch finden.

 

 

 

Einmal glitt ich aus.

Ja, es war meine Schuld,

Und ich war voll von einer Lust

An Schuld

Und Lust am Untergang,

Die sollte mich ganz haben.

 

 

Du behieltst an dir die Oberhand

Und auch zum Schluss an mir

Und wolltest nicht

Als Schweinehirtin

Mit den Schweinen schlafen.

 

 

 

 

Alles, was ich sah,

Bestand aus Rohr aus Glas

Und flackerte von innen.

 

Auch die andren sahen andre so

Und mich.

 

 

Es war die Zeit,

In der man ganz direkt

Gedanken zeigen, sehen konnte,

Und es unterschied sich diese Zeit

In nichts von andren Zeiten,

 

 

Und in deiner Nähe tauchte

Licht in Licht, das nur verschmolz

Und nicht, wie ich sonst dachte,

Alles überstrahlte.

 

 

 

Der Wildwuchs angepflanzter Rosen

Reichte über meinen Weg.

Die Dornen waren jung

Und weich.

 

 

 

Ich spürte trotzdem,

Wie die peitschenlangen Zweige

Als ich schnell vorbeiging,

Sich im Windsog neigten,

Und mir folgten

Und sich so versuchten.

 

 

Später gab ich zu,

Dass grade diese Stiche,

Die nicht stachen,

Mich erreichten

Und den Schmerz erzeugten,

Der im Inneren entstand,

Dich mir so köstlich unersetzlich

Machen konnten.

 

 

 

Du knöpfst für mich,

Weil ich es will,

Ein wenig deine Bluse auf.

Es geht nicht schnell genug,

Ich helfe nach.

 

 

 

Du siehst den Schreck in meinen Augen über mich,

Und darin auch, was du zu zeigen hast

Und sonst verbirgst,

Und ich seh,

Dass du letzten Endes gerne siehst,

Dass ich es seh,

Du siehst den Schrecken über mich

Nicht ungern.

 

 

Dann sagst du:

Sei nicht so grob,

Sei nicht so grob zu mir

Und gibst es auf

Und hast ein wenig Angst

Und lässt die Hände,

Meine und auch deine, sein,

Und ich hab nun die Schwerarbeit

Und tu es gern,

Und dir fällt alles in den Schoß,

Dass deine Furcht sich darin gründet.

 

 

 

Alles, was ich redete,

Kam nun von innen,

Ja, ich war ganz unbemerkt von dir und mir

In dir

Und gab das Stenogramm an mich

Nach außen weiter.

 

 

Alles sieht, so dachte ich,

Ganz anders aus,

Wenn man es selber sieht,

Als wenn man sich nur selbst davon erzählt.

 

 

Zu dir sprach ich von meinem Wissen nicht,

Und ich erklärte dir die Worte nicht,

Die du so zu mir sprachst.

 

 

 

Am Strand fließt neben mir

Der See der nackten

Mädchen-, fast schon Frauenkörper, aus.

 

Sie legen sich,

So unbekleidet wie sie sind,

In Sonnenwind

Und in mein Augenwasser.

Das spült über sie

Und liebt

Und setzt die Wasserrosen,

Die auf ihnen blühen.

 

 

Ihre Hüften schieben sich

Als absenkbare Inseln hoch empor,

Die Brüste schwimmen als gemarkte Fische

Über ihren Leib,

Und ihre Stimmen

Sind der Schrei der Möwen,

Die sich lachend in das Wasser stürzen.

 

 

Schade nur, dass ich kein Maler bin.

Nach dieser Ewigkeit würd ich erneut

Zur nächsten Ewigkeit

Euch malen,

Um nicht zu vergessen.

 

 

 

Du breitest deine Arme aus zu Flügeln,

Und du hebst sie langsam an

Und neigst den Kopf auf deine Schultern,

Deinen Blick auf mich gerichtet.

 

 

So hebt sich die Brust an dir

Zu einem Garten,

Dem ich nicht entkomm.

 

 

 

 

Du bist an mir die Staffelläuferin

Und hältst den Stab nur kurz

Und überlässt ihn mir

Und gibst mir ab, was mir gehört,

Dass ich es endlich zu dir bring

Und übernimmst ihn ganz und mich

Und wirst zur Siegerin an dir,

 

 

Die bäumt sich auf

Und hält sich selbst ganz fest

Und zwischen sich und sich

Den Träger ihres Sieges.

 

 

 

 

Mir regnest du zu langsam ab,

Und diesen Fallwind,

Der an warmen Sommerabenden

In Büsche, Bäume, Gräser, Halme, Haare

Als ein Vorankünder fällt,

Als ein Erfrischender

Nach schwüler Stickigkeit

Und feuchtem Brüten,

Diesen Fallwind lässt du aus.

 

 

Du legst dich einfach in das Trockengras,

Auf dem du immer ruhst und schläfst,

Auf dem du immer schon empfangen hast

Und schlingst,

Dass ich mich nicht an dir verlaufe,

In dem einen Augenblick

Die Arme ums Gefährt.

 

 

 

 

Es reiben sich die Schenkel

In den Schenkeln.

 

Du hast immer Angst davor,

Und zwischendurch heb ich dich an,

Dass du zum Bogen wirst,

Der spannt sich in der Rückenlage.

 

 

Ja, ich küsse, wenn ich küsse,

Gern bergauf

Und werfe mich an dir treppab

Und weiß von Schluchten,

Die ich alle sprengen möchte.

 

 

 

Du weißt auch davon und auch,

Dass alles nur Sekunden dauern kann,

Dass keine Zeit

Für lange Vorbereitung bleibt.

 

 

 

Abends hattest du dich nicht

Erreichen lassen.

Neben mir verstummtest du

Als Antwort auf mein Schweigen,

Das war so beredt,

Dass ich ganz sicher war,

Du müsstest meine Stimme hören.

 

 

 

 

 

Dir erging es schlimmer.

Nachts kam ich zu dir,

Und doppelt Schweigen ließ geschehen,

Und das kurze Öffnen dieser Decke

Blieb nicht unser Fenster,

Blieb uns nicht zum Atemholen,

Nicht zum Namen nennen,

War nicht mehr, war weiter nichts

Als nur ein Stich

In eine zähe Flüssigkeit,

 

 

Die schob sich an der Oberfläche

Wieder ineinander.

 

 

Trotzdem war es eine Täuschung,

Denn am Morgen, sah ich,

Trugst du das lebendige Geschehen,

Hattest du dein Herz, das wirklich schlug,

Um deinen Hals gehängt

Und kamst mir so entgegen.

 

 

 

Ich verließ das Haus

Und dachte unentwegt an dich.

 

Ich bin ein dummer Mensch,

Der braucht Erinnerung,

Die muss man ihm servieren,

Ja, die muss von außen kommen.

 

So vergaß ich dich in mir

Und stieß mit dir erst neu zusammen,

Als ich wieder aus der Tasse trank,

Den Teller sah,

Den Türgriff fasste

Und ihn mir zum Schmeichler

Meiner Hände werden ließ

Und ganz die Tür vergaß.

 

 

Selbst Eingang, Ausgang, Durchgang

Waren nichts als

Langsamkeiten, Eiligkeiten,

Die von außen die Erinnerungen

An dich brachten.

 

Mittendrin verließ ich alles,

Blieb dort stehen, wo ich stand,

Und sah sekundenlang nach dir.

 

 

Du hattest in mir wieder alles umgestellt

Und dich neu eingerichtet.

Kaum, dass ich dich fand.

 

 

 

Du sagtest Schlimmes,

Das war schlimm,

Und meine Haut, so sagtest du ganz nebenbei,

Sei viel zu dünn.

 

 

Ich frage mich,

Woher kannst du das alles wissen,

Und woher, frag ich,

Kennst du die Dicke, Härte eines Steines,

Denn in ihn floss ich,

Bevor ich zu dir kam.

 

 

 

 

Heute morgen wurde ich

Von dir geweckt.

Ich meinte wach zu sein.

 

So irren sich die Schläfer.

 

Gleich zu Anfang sah ich

Auf das Grün der schwarzen Blätter

Unter rosa Vorhang,

Unter deinem Nachtgewand,

Das wand sich wirklich

Als ein Schlinggewächs um dich,

Und deine schwarzen Blätter

Waren wirklich grün

Und standen fast in Blüte.

 

 

Du in meinem Ohr

Kannst meine Träume fällen

Und bringst Wachheit,

Die sich dann an dir vergeht.

 

Du kennst das alles,

Und du redest auf mich ein

Und dass du Wäsche wechseln musst,

Und ich denk an die Seelenlosigkeit

Und Unbenutzbarkeit

Gereinigter und frisch gestärkter Tücher.

 

 

 

Mit der Nagelpfeile sitzt du gleich danach

Auf deinem Bett,

Und ich in deinem Rücken warte,

Dass du an mich Hand anlegst.

 

 

 

An deinem Hals hängt Schmuck,

Der ist ganz neu

Und nicht von mir.

Du sagst:

"Man hat ihn mir aus Dankbarkeit geschenkt,

Es ist etwas Lebendiges

Und steckt in einem Käfig."

 

 

Jetzt erkenne ich,

Dass an dem kleinen Kettchen

Goldne Stäbe wirklich

Einen runden Käfig bilden,

Und darin bewegt sich Fleisch

Das ist hautfarben, etwas rund,

Mit blauen Adern unterzogen.

 

 

Dazu muss ich schweigen,

Und ich könnte fragen, was ich wollte.

Jede Antwort

Müsste jetzt die Wahrheit sein.

 

 

 

Ich ging direkt

In euer Lachen,

Das hing überall.

 

Ihr wart zwei Frauen unter euch.

 

 

Am Strand, das sah ich,

Lebtet ihr ganz frei

Und ohne Kleider.

 

 

 

Bäume, die die schwarzen Blätter tragen,

Sah ich, gibt es überall,

Und mehr als einer dieser Bäume

Sind für mich schon Wald,

In dem ich mich verlaufe.

 

 

 

In einem Reiseland,

Das ist ein fremdes Land,

So hörte ich,

Müsst sich die Braut den ganzen Leib,

Bis auf den Kopf, enthaaren.

 

 

Sie wurd so zum Opfer

Eines Waldbrands.

Der ließ nur die nackten Stämme übrig.

So bezwang man sie,

Von neuem auszuschlagen.

 

 

Dein Land ist mein Reiseland,

Das liegt in meiner Hand.

Ich würde es nie wagen,

Eines dieser Blätter

Abzupflücken.

 

 

 

Sag mir, dass ich lüge.

Sage wenigstens,

Dass ich im Irrtum bin,

Denn ich behaupte, jetzt, in diesem Augenblick,

Da du die Augen schließt

Und in dir bist

Und ich in dir

Und mich dein Innenauge

Nicht aus deinen Augen lässt,

 

 

In diesem Augenblick,

Da ich von dir nicht lassen kann,

Steht neben deinem Bett ein Frauenkopf.

 

 

 

Es könnte deiner sein,

Dem dient als Rumpf das ganze Zimmer,

Und ich bin in dir in dir

Und täusche mich ganz sicher nicht.

 

 

 

Ich hockte

In den Büschen einer fremden Frau,

Die hielt mich dort versteckt.

 

Ich lag gern unter ihren Blättern.

 

 

Alles,

Was ich wissen, hören musste,

Ließ ich mir von ihr erst übersetzen,

Dass ich nicht ein Wort

Verstand.

 

 

Ich ließ sie nur

Um ihrer Stimme willen sprechen

Die drang ohne Halt

Durch mich und mein Gewissen.

Das hielt sie als Nackentuch

Um sich gehängt.

 

 

 

Nachts,

Als wir in unsren Betten lagen,

Nachts,

Als sich das Laken Dunkelheit

Ganz eng um unsre Körper schlang,

Ja

Nachts erfuhr ich nur

Von deinem Doppelwesen.

 

 

Vorher warst du im Verdacht,

Bei mir im Kopf,

Im Oberleib die Frau zu sein,

Darunter vierbeiniges Tier.

 

 

 

Die Wahrheit aber lag noch anders:

Deinen Oberkörper

Legtest du in einen Flusslauf,

Dass ich mit den Wellen kämpfen musste,

Deinen Unterleib empfahlst du

Einer Riesenschlange ohne Kopf,

Die konnte uns nicht auseinander halten.

 

 

 

Du gingst vor mir,

Und das ist wahr,

An dir ist nichts so wahr,

Wie der Verlauf der schönen, braunen Schultern,

Und ich fuhr sie mit den Fingerspitzen,

Mit der Innenhand

In jeder Rundung ab.

 

Du wolltest wissen, was es sei,

Dass ich es sagte.

 

 

"Ja,"

Du kanntest das Gefühl.

"Heut morgen," sagtest du,

"Bot man mir Hölzer an,

Die legten sich in jede Hand

Und passten sich,

Der Form der Hände an.

So, oder ähnlich ist wohl das Gefühl

An mir."

 

 

Ein Kuss von mir

Blieb nicht auf deiner Schulter haften.

 

"Das liegt," wusstest du sofort,

"An dieser Glätte."

 

 

 

Täglich ließ ich viele Male

Eine Jalousie vor meine Augen fallen

Und erschreckte so

Das Bild von dir in mir,

Dass es zum Schluss verblasste

Und mich frei ließ.

 

 

Nachts ging ich dann aus der Dunkelheit,

In der du schliefst,

Ins andre Zimmer,

Um mir Licht zu machen.

 

 

So vertrieb ich dich ein zweites Mal

Aus mir

Und überstrahlte dich,

Um endlich Schlaf vor dir zu finden.

 

 

 

Einmal kamst du heim.

 

Ich weiß nicht,

Wie ich’s anderen erklären soll:

Du warst mit dir zu Viert,

Und jedes Wort

Und jede Handbewegung,

Jeder Schritt zerstob sofort

In alle Himmelsrichtungen.

 

Vor deinem Spiegelschränkchen

Warst du immer

Einmal greifbar wahr gewesen

Und nur dreimal Illusion.

 

 

Du sagtest mir aus deinem Echo:

"Du kamst zu mir, wann du wolltest,

Und ich konnte nichts dagegen tun.

Nun aber wirst du lange

Nach mir suchen müssen.

Ich bin nicht mehr die,

Die du noch an mir kanntest."

 

 

 

Meinetwegen warst du also du geworden,

Und ich gab auch zu,

Dass ich dich nur für mich

Von Mal zu Mal zusammen setzte,

Und das würde ich,

Weil du mich dazu zwangst,

Nun wieder tun.

 

 

 

"Überhaupt," so hörte ich dich sagen,

"Wird sich vieles an mir ändern,"

Und du sprachst zu dir vor mir

Vor deinem Spiegel,

Darin war ich auch.

 

 

 

Du sagtest noch:

"Im Spiegel sehe ich genau,

Wer wem ein Teil

Und wer von wem ein Teil ist.

 

 

Diesen Spiegel,

Der uns nicht die Wahrheit zeigt

Und doch bis in den Boden einer Wahrheit

Blicken lässt,

Werd ich um unsrer Beider willen

Operieren,"

Und du schworst dem Spiegel

Einen Kampf an.

 

 

 

Es war das Rauschen eines Wasserfalles

Ganz in meiner Nähe.

 

Zwischendurch

Ergab es sich an einer Stelle,

Dass man durch ein Gitter

Mit der Hand

Den Sturz der Wasser greifen konnte,

Und man hielt nichts an.

 

 

Ich träumte Tag für Tag

Von dieser fremden Frau

Und ihren Blättern.

 

 

 

Sie stand mir vor Augen

Und ich dachte an ihr Laub.

Es mochte vielleicht blond,

Ein wenig rötlich sein.

 

 

 

Es war doch so:

Wir lebten nahe beieinander, ineinander

Und doch auf Distanz.

In größter Nähe zueinander

Sahst du mir mit deinen Blicken nach,

Bis wir uns nicht mehr sehen konnten.

 

 

Ich sah auch zu dir

Und sah, wie du, in diese Ferne.

Die war unsre eigne Schuld.

 

 

Ich hätte dir auch sagen können,

Hättest du's gewollt,

Woran das lag,

So nah an uns.

 

 

 

Ein andres Mal

Verließen wir das Haus zu gleicher Zeit.

 

Das war nicht unsre gleiche Zeit.

 

Ich dachte immer nur an dich,

Ließ dich sofort aus meinen Händen

Flattern,

Und du flogst davon

Und warst in Eile.

 

 

Alles, was ich an dir liebte,

Ließ ich frei,

Dass du es mit dir nehmen könntest.

 

 

 

Schmerzlich würde es mich überkommen,

Fiele eines Tages aus den Wolken

Laub in meine Hand.

 

 

 

Als ich heim kam,

Lag das Klingeln eines Anrufs

Noch im Raum.

Ich lauschte auf die Wiederholung.

Nichts geschah.

 

Ich dachte so von mir:

Du bist ein dummer Mensch,

Der steht zum Sprung bereit vor einem Bild

Und übersieht nicht eine Einzelheit,

Und wirklich gibt es

Keine wahre Einzelheit darin.

 

 

Ich könnte dich und mich

Und immerfort das ganze Sein

Mit einem harten Gegenstand

Durchdringen.

Nichts von dir und nichts von mir

Würd dabei aufgespießt,

Von uns würd nichts zum Zeigen

Hängen bleiben.

 

 

 

So, verstehst du,

So denk ich,

Wenn du in deiner Sprache

Mit mir redest.

 

 

 

Manchmal würdest du mir

Gerne gegenständlich sein.

Ein Gegenstand für mich, so sagtest du,

Wärst du schon ohnehin.

 

 

Von meiner Scham verstandst du nichts

Und nichts von meinem Zwang zu dir.

An mir wuchs auch ein Baum

Mit schwarzen Blättern.

 

 

Dessen Wurzeln suchten unablässig

Und verfingen sich.

Das war nicht zu verhindern,

Und ich schämte mich dafür.

 

 

 

Abends, als ich heim kam,

Nein, es war schon Nacht,

Sah ich von außen deinen schönen Kopf

Im Fenster liegen,

Der lag dort auf Wache.

 

Deinen Körper hattest du getrennt davon

Ins Bett gebracht.

 

 

Es schliefen deine Augen.

 

Katzenmenschen, dachte ich,

Sind weiter nichts, als Tiere,

Die sich menschlich zeigen.

 

 

Nie zuvor hat dich mein Leben intressiert,

Und ich, das geb ich zu,

Blieb immer wieder im Gestrüpp

Des ersten Unterholzes

An dir hängen.

 

 

 

Einmal wollte ich

Das Schlupfloch deiner Dunkelheit

Benutzen.

 

 

 

"Das," so sagtest du,

"Ist nun zu spät,"

Auch stünde ich, um das zu wollen,

Vor der falschen Tür.

 

 

Du hieltst die Hand auf dich

Und lachtest über so viel Wollen:

"Ganz umsonst sind deine Tage

Vor dem Licht."

 

 

 

In diesem Herbst

Wuchs erstmals eine feine Wolle

An dir aus.

 

Das Silberfell des jungen Mädchens

Hatte sich gefärbt

Und auch gewandelt.

 

 

Morgens fühlte ich im Aufstehn,

Wie sich dünnste Fäden auf mich legten.

Sie verwehten hinter dir

Und kamen auch von dir.

Ich war ganz sicher.

 

 

Draußen, dass du es nicht sahst,

Riss ich sie mir aus dem Gesicht

Und atmete so tief es ging.

 

In meiner Lunge, spürte ich,

Bewegten sich die Haare eines Felles,

Und sie legten sich

Und richteten sich auf.

 

 

 

Einmal saßen wir,

Ein wenig abgeschirmt,

In einem Restaurant

An einem Tisch.

 

Ich wartete auf dich,

Und du, das gabst du zu,

Auf mich.

 

 

So sprachen wir von uns

Und über uns

Und hofften auf die Gegenseite,

Die sollt für den anderen,

Wir waren ja noch Kinder,

Und wir lebten in der Illusion,

 

 

Die sollte für den anderen Begegnung sein

Und uns ein Wunderding vollbringen.

 

 

 

Deine Reinlichkeit; war groß

Du standst in deinem Zimmer,

Und es brachen überall von dir

Die kristallinen Stücke eines Überzuges ab,

Der hatte deine Haut

Ganz lückenlos umschlossen.

 

 

Mir warst du in letzter Nacht nicht aufgefallen,

Und ich hatte noch den Nachgeschmack nach dir

In meinem Mund,

Der hatte dich berührt

Und hatte dich nicht ausgelassen,

 

 

Und du sagtest mir, wie zur Erklärung:

"Immer, wenn du bei mir warst,

Muss ich mich nachher

Häuten."

 

 

 

Aus der größten Ferne,

Dass wir uns nicht sehen konnten,

Eine Bodenkrümmung lag dazwischen,

Aus der größten Ferne also,

Sah ich über jene Bodenkrümmung

Fest in deine Augen,

Und ich musste warten,

Dass sie sich beruhigten,

Das Schwarz in ihnen endlich still stand.

 

 

In der Spiegelung, die nicht mehr zuckte,

Und in der Vergrößerung

War ich in dir zu sehen.

 

Alles sah ich aus der größten Ferne,

Und mir half kein Instrument,

Es war allein mein Wissen ums Geschehen.

 

 

Jene Bodenkrümmung

Schob sich langsam über deine Augen,

Zog sich wieder fort,

Pulsierte mit den Schlägen einer

Unbestimmten Wachsamkeit,

Und Aug vor Aug

Lag jeder vor dem andren auf der Lauer.

 

 

 

Ein andres Mal traf ich auf dich,

Es war ganz unvermutet.

 

 

 

Niemals hätte ich dich überraschen wollen,

Und du sahst mich nicht,

Warst so mit dir in dir vertieft

Und saßt dir gegenüber,

Und du tatst dir und auch dir viel Gutes an,

Das musste ich ertragen.

 

 

Und ich hätte es, das wusstest du,

In meinem Leben nie ertragen können,

Und du überraschtest mich,

Der ich dich überraschte,

Damit unvermutet.

 

 

 

Es lag ein Katzentier in deinem Arm.

Du sagtest mir:

"Begrüße meine Schwester,

Das ist deine Schwägerin,

Sie ist der Auswuchs einer Liebe,

Die gilt mir

Und ist nicht zu erfüllen."

 

 

Immer spieltest du mit Worten

Und mit Taten an

Auf alles, was uns trennte,

Und ich sah es ja,

In Wirklichkeit lag nichts in deinem Arm,

 

 

Und mit der dritten Hand,

Die dir gewachsen war

Und dir gehorchte,

Fingertest du dir im Schoß

Und lecktest dir mit deinem zweiten Mund

Das Fell.

 

 

 

Du wolltest mich nicht überraschen,

Und du tatst es nicht,

Und ich war trotzdem vorbereitet,

Dass du mir den Mantel deines Felles

Einmal überstreifen würdest,

Und ich wäre trotzdem überrascht gewesen.

 

 

Ich wär gern in ihn geschlüpft

Und hätte mich total in ihn verknöpft

Und keine Stelle des Entkommens

Freigelassen.

 

 

So war ich es immer,

Der den Mantel an sich nahm

Und öffnete

Und um sich schlang

Und ihn verknöpfte

Und ihn wieder öffnete

Und ihn zurückgab,

Und an dir verschlosst du ihn

Dann schließlich wieder selbst.

 

 

 

Wieder lagst du fest im Schlaf

Im Laub des Bettes.

Es gefiel dir so.

 

 

 

Ich sah die Birkenstämme etwas angewinkelt

Und die Gabeln mit dem Nest,

Aus dem sie wuchsen,

Und ich sah auch aus der Nähe

Auf das Pergament der Rinde,

Das war glatt und hell

Und vollgeschrieben mit den Worten

Der Berührung durch meine Finger.

 

 

Die, so sah ich,

Hatten nicht die kleinste Fläche

Ausgelassen.

 

 

 

Eines Tages fuhr ich von dir fort.

Dort draußen, dachte ich,

Sieht man mich nicht,

Ich würde dich

Und schließlich mich vergessen,

Und das Blau des Himmels

Zog sich krönend über mir zusammen.

 

 

Lange sah ich dort hinauf

Und sah auch,

Dass sich Wolkenkämme

Als die Ränder und die Spitzen einer Krone

Bildeten, verfielen und zerrissen.

 

 

Meine Hände lagen neben mir

Im Laub, im Sand, im Gras

Und sahen nichts

Und ließen sich nicht krönen,

Sondern suchten emsig

Nach den schwarzen Blättern,

Wie sie es schon immer taten,

Um sie wieder neu zu fühlen,

Um nicht zu vergessen.

Ihre Angst nur einmal nichts zu finden,

Hätte eine Krone niemals

Überwinden können.

 

 

 

Dann dachte ich,

Den ganzen Baum zu lieben,

Wäre viel zu viel für mich.

Das Holz der Birke ist auch innen weiß,

Und niemand möchte wissen,

Woher meine Schwärze stammt.

 

 

Ich liebe diesen Teil des Stammes

Den ich sehe,

Seine Gabeln

Und das Moos in ihnen.

 

 

In die Krone deiner Haare steig ich nur,

Wenn ich das Fliegen wieder lernen möchte

Oder muss.

 

 

 

Deinen Augen seh ich's an:

Die Zunge leckst du dir

Im Mund.

 

Ich kenne diesen Nachgeschmack,

Der endet mit dem Strecken beider Arme

Weit nach einem unsichtbaren Rücken,

Den man fest umfasst,

Und den man sich von hinten

Bis ans Ohr zieht.

 

 

Dessen Mund beschert dann Worte,

Die dich deine Augen schließen lassen,

Und du wirst du selbst

Und horchst nach innen,

Achtest auf die Laute

Tierischen Behagens.

 

 

So lässt du dich

Ohne einen Augenaufschlag nehmen,

Und es bleibt dir völlig gleich,

Wer es dir macht,

Und für die Untat

Denkst du dir in übler Lust

Auch eine Strafe aus,

Die soll dich selber mit betreffen

Und auf seltne Höhepunkte

Tragen.

 

 

 

Einmal, sah ich, schriebst du auf

Was ich dir beichtete.

 

Ich schrie zum Himmel über dich,

Schrie nach Verstand für dich.

Du warst mir doch vertraut

Und nun so unvertraut.

 

 

Dort oben schuf man blitzschnell

Eine grüne Wiese,

Darauf wuchs zu meiner Freude

Schwarzes Gras.

 

 

Ich sagte nach dem Schrei zu dir,

Dass ich auf deine Weide wollte,

Und ich ging

Und fraß mich satt wie nie zuvor

Und graste bis an deine Wurzeln.

 

 

 

Menschen wachsen in den Gabeln ihrer Äste,

Schwarze Blätter, dunkle Nester,

Die bevölkert sind mit den Gedanken

Und den Wünschen

Ihresgleichen.

 

 

Mir geht so Erinnerung verloren,

Jede Individualität verliere ich.

 

Ich fragte in der Nacht nach dir,

Du warst hellwach und sagtest:

"Nein, denn ich will schlafen."

 

 

Hättest du geschlafen,

Hätte es dir gar nichts

Ausgemacht.

 

 

 

Ich legte eines meiner Bücher

Auf den Tisch

Und wurde abgelenkt.

Dann sah ich wieder auf den Tisch

Und griff in eine Rolle Stacheldraht,

Der biss gleich zu.

 

 

Darunter lagst du nun als Buch

Als Mensch,

Warst nicht zu öffnen,

Bliebst geschlossen, wortlos, stumm,

Und ließt mich nicht an dich

Und pflanztest mir den Glauben,

Dass ich dich geschaffen hätte.

 

 

 

 

Der Wind spült dir ins Haar,

Fällt ständig neu

In eine Dünenlandschaft

Und zieht dort im Gras

Die Scheitel,

Sie verändern sich sofort,

Und deine weiße Kopfhaut

Schimmert durch.

 

Mich grausts bei dem Gedanken.

 

 

Später blas ich selbst

Mit meiner Atemluft

Die weichen Lippen deines Mundes

Auseinander,

Und die Zähne stehen weiß in Schranken,

Fest im Biss,

Und meine Angst hält an.

 

 

Ich sollte wirklich alle Lampen,

Alle Nachtgedanken löschen,

Wenn ich bei dir bin,

Dass du von mir nichts siehst

Und mich nicht sehen kannst,

Und ich dich nicht bemerke.

 

 

 

Du sagtest mir:

"Ich spreche mit dem Wind

Und er mit mir.

Der Wind bläst über meine Lippen,

Die ich leicht verforme,

Und in mir, in meinem Mund,

Beginnen sanfte Töne

Sich in mich zu fressen."

 

 

Es war gut, dass du das sagtest,

Denn zu oft verstand ich deine Sprache nicht

Und wusste in der Dunkelheit in dir

Mit dir nichts anzufangen.

So, sah ich,

Gab's immer einen Weg nach draußen.

 

 

Früher lag ich unter Wurzeln eines Flüssigglases

Fest begraben,

Und ich hätte mich um meinetwillen

Nicht gerührt.

 

 

 

Du standst im Schmuck.

"Dort drüben." sagte ich,

"Fängt man die Fliegen mit der Hand."

 

Du legtest alles ab,

Stiegst auf

Und flogst als Fliege in der Luft herum

Und wolltest auch auf meine Haut.

 

 

Ich schlug nach dir

Und traf dich nicht

Und wollt dich fangen

Und in eine Schachtel sperren.

 

 

Jeder Tag war so für uns,

Und jeder Tag war wie der andere,

Und abends spielten wir in Regelmäßigkeit

Im Blätterwald,

Und eigentlich,

War ich viel häufiger als du

Das kleine Fliegentier.

 

 

 

Wenn wir in unsren Wäldern spielten,

Und die schwarzen Blätter auf der Erde sahen,

Mit den Füßen,

Das sind unsre Finger, darin gingen,

Ohne sie zu heben,

Schliefst du neben den

Gespannten Saiten meines Instrumentes.

 

 

Und du warst, das sah ich,

Unter deinen Augen wach

Und griffst auch ein,

Um deine Melodie zu hören,

Ohne dich zu rühren,

Ohne dich von dir aus zu bewegen.

 

 

Alles musste ich alleine

Und nach deinen Wünschen machen,

Und ich machte es mit Eifer,

Fast im Wahnsinn,

Der ließ plötzlich alles Laub verwelken

Und zur Erde fallen.

 

 

 

Draußen fiel ein Regen.

Dir, so sagtest du zu dir

Und sagtest nichts zu mir

Und sahst mich an,

Dass ich an dir bemerkte, was du hattest,

 

 

Dir, so sagtest du zu dir,

Sei jeder Regen recht

Und trocken sei das Laub an dir

Von all der vielen Sonne,

Die drauf fiele.

 

 

 

 

Wir fuhren übers Wasser.

Wir, das waren du und ich.

 

Ich fuhr auf dir

Und du auf mir,

Darunter schwamm das Land,

Das war nicht zu erreichen.

 

 

Ich war dreigeteilt.

Es machten sich in mir

Das Opfer

Und der Quäler

Und der Hehler breit.

Sie übten Eintracht aus.

 

 

Dir war nichts vorzumachen.

 

Alles, was ich kannte,

Kanntest du von dir vor mir.

 

 

 

Dann sah ich es genau.

Du legtest dich

Mit einem viel zu weiten Kleid

Auf eine glatte Kunststoffbahn,

Die war mit Laub bestreut.

 

Du kanntest mich genau

Und sahst mich an.

 

 

 

Ich stand in meinem Straßenanzug neben dir.

Du stießt dich nun in deiner Rückenlage

Mit den Füßen ab

Und schobst dich durch das Laub

Und rutschtest meterweit.

 

Ich lief dir nach.

Ich hätt' mich auf dich werfen können,

Und dein Körper gab viel frei,

Das Kleid hielt dir kaum stand.

 

 

Mich schreckte dieser Blätterwald am Boden.

Jedes Blatt, so dachte ich,

Hast du geboren.

Du wirst weiter ohne Unterlass gebären,

Und es ist kein Platz für mich

An dir.

 

 

 

 

Wir sprachen von dem Tag,

Der gestern war

Und sprachen auch vom Wetter.

"Hinter Wolken," sagte ich,

"Scheint jede Sonne,

Und ich sah dort eine schwarze Sonne stehen.

Die strahlt ohne Unterbrechung,

Und man könnte nicht erklären,

Was sie abgibt,

Und die Nacht ist etwas völlig anderes.“

 

 

Als ich dann heimkam,

Wusste ich Bescheid.

 

Der Ausdruck des Gesichtes, das wir haben,

Ist persönlicher Besitz.

Dahinter tragen wir, trag ich,

Ein zweites Wesen,

Das ist anders,

Das ist völlig frei von uns

Und richtet sich nicht einen Augenblick

Nach dem Besitzer."

 

 

So gesprochen,

Mit den Wolken meiner Worte auf den Lippen,

Zwang ich dich zum Kuss.

Du hattest dabei Angst vor dem Ersticken,

Und in Abwehr

Wehrtest du dich nicht.

 

 

 

Wenn du mich aushältst,

Unter mir dein Schläfchen machst

Und in Gedanken deinen Haushalt richtest

Und bis Hundert zählst

Und siehst,

Es dauert diesmal etwas länger,

 

 

Wenn du also deine Fischernetze

Mühevoll mit deinen Händen flickst,

Dann frage ich dich laut,

Dass du mich nicht verstehst:

"Warum gibst du die Fischerei nicht auf

Und machst dich selbst zum Fisch?"

 

 

 

 

Einmal legte ich dich

Unter mir beiseite.

Schwer warst du,

Und schwer war es für mich,

Dich zu bewegen,

Und ich achtete nicht mehr auf dich

Und ich verlegte dich.

 

 

Du wusstest davon nichts,

Und ich ließ dich nicht aus den Armen,

Und ich hörte dich mit dir

Gespräche führen,

Die ich eigentlich nicht hören konnte,

Und es klang,

Als wolltest du

Auf keinen Fall beiseite liegen,

 

 

Und es war ein Klammern aneinander,

Das uns zum Ertrinken führen musste.

 

 

 

Dir gestand ich ein.

Es war nichts zu gestehen,

Und ich sprach von mir

Und meinen Körperteilen,

Die gehörten mir.

 

Du warst erstaunt,

Dass ich so deutlich wurde,

Und du hattest nie bedacht,

Dass eine Straße,

Die von niemandem begangen und befahren wird,

Wenn man alleine darauf ist

Und sich sich selber fort denkt,

Wirklich leer ist.

 

 

Und sie läuft ganz lautlos

Durch die Wirklichkeit.

Die ist auf diese Weise aufgehoben.

 

 

Ich, das meinte ich zu sagen,

Habe niemals existiert,

Und sinnlos ist es,

Mich danach zu fragen,

Und an mir zu suchen.

 

 

 

Meine Wohnung war ein Laubwald.

Überall stieß ich auf Stämme,

Weite Äste, die ins Zimmer ragten,

 

 

 

Und ich stand in

Schwarzen, roten, gelben, braunen Blättern,

Die versuchte ich

Mit meinen Fingern zu berühren,

Und darunter zuckte Fleisch.

 

 

Dann sah ich dich, versteckt,

Und mich in einer Falle,

Die fiel gleich nach mir ins Schloss,

Und fiel ins Schloss

Und fiel und fällt ins Schloss

Und fällt in's Schloss und,

"Niemals," sagt dein Mund zu mir,

"Wirst du, der keine andre Frau berührt,

Mich an dem Laub

Von andren Frauen

Unterscheiden können."

 

 

 

Meinen Körper hatte ich vergeben,

Und ich wusste nicht an wen.

 

Es ist mir auch egal,

Wovon ich lebe.

Wovon leb ich denn,

Wenn ich von irgend etwas lebe,

Statt zu leben.

 

 

Darum die Vergabe,

Und es kamen etliche,

Die nahmen einfach mit

Und ließen, als sie nichts mehr fanden,

Das, was sie genommen hatten,

Für mich sein.

 

 

Ich sah

Und sah auch zu,

Wie sie zu Dieben an mir wurden.

 

Ich, das war gewiss,

Fraß nur die Köpfe anderer,

Und das berührte niemanden,

Und deinen Kopf

Hob ich mir immer wieder auf,

Weil es mich schmerzte.

 

 

 

So auf der Flucht,

Wie du es bist, wenn du dich weigerst,

Kann kein Wildtier sein,

Und hoch sind deine Sprünge,

Giftig ist dein Zischen,

Scharf ist jeder Schlag mit deiner Hand,

 

 

Und, dass du kein Wort weiter sagst,

Als "Nein",

Es mir in die Erwartung sagst,

Ist schlimmer als ein "Ja"

Aus einem Hinterhalt.

 

 

 

 

Kein Haustier kann

So lautlos wie ein Wildtier sein,

Das sich nach Beute umsieht.

 

Oft lieg ich vor dir

Und warte ab.

 

 

Du weißt es, wie es ist,

Ich weiß es, wie es war,

Und dieses Tier in mir

Will immer wieder neu erfahren.

 

 

 

Manchmal machst du dich

Als Beute gut,

Und manchmal biete ich dir

Beute an.

 

In dir zuckt nicht

Der Wahnsinn dieser Lust

Zu jagen.

 

 

 

Andern Tags

Warst du von dir gesundet.

Und du sagtest nichts und sahst,

Obwohl du meine Körpergröße hattest,

Als ein Schmeicheltier,

Von unten zu mir auf

Und legtest mir, der dachte,

Dass es doch Gewalt gewesen sei

Und viel mehr als Begehren,

Legtest mir den Blick der Anerkennung,

Deines Wohlgefallens,

Des Gefühles wärmster Neigung in die Augen,

Weil ich ohne dich,

So sagtest du es im Triumph,

Nicht leben konnte.

 

 

Und du sagtest es in meine Hand

Und neigtest dich mit einem Kuss

Darüber.

 

Ich, mit meinem Mund, war schneller

Und zur Stelle.

 

 

 

Gut sahst du in allem aus.

Von meiner Angst,

Dass ich dich in der Angst zerstören könnte,

Wolltest du nichts wissen.

 

 

 

Manchmal hätte man sich

Seine Hände in dir waschen können,

Weil du klarer warst, als Bergluft,

Klarer, als ein ungetrübtes Küstenwasser.

 

 

Dann hielt ich mich ganz in dich getaucht

Und achtete auf Blätter,

Die auf deine Oberfläche fielen.

 

 

Mit den Fingern durfte ich

Mit ihnen spielen,

Und du selbst saßt in den Schiffchen.

Die stieß ich ganz leise ab

Und fing sie wieder ein.

 

 

 

Du zeigtest mir ein Bild.

Man hatte dich gemalt,

Und ohne es zu wissen,

Etwas, jemanden darüber projiziert.

Der war auf dir,

An dir,

In dir

Und überall war er mit dir.

 

 

 

Du sagtest, dass du mit dem Künstler

Alles durchgesprochen hättest,

Dass er dich so zeigen konnte,

Wie du wirklich warst.

 

Und der auf dir

Hielt sein Gesicht zu dir,

Das war auf deinem Bild nicht anzusehen,

Und ich fragte nicht

Und war mir nicht mehr sicher.

 

 

Du verlangtest, sah ich,

Weiter nichts,

Als das Gefühl

Totaler Aufgenommenheit.

 

 

 

Oft,

Es wäre nicht erwähnenswert,

Wenn es so wäre,

Oft bin ich der Tod

An deiner Seite,

Der kämpft um das bisschen Leben,

Das ihm blieb,

Und pflügt und gräbt

Und kann nicht fündig werden.

 

 

Tief in dir, versteckt im Laub,

So denke ich,

Entdecke ich den Sinn des Lebens

Oder was man dafür hält.

 

 

 

In Wahrheit aber

Stoße ich auf eine ausgestreckte Hand,

Die ragt heraus

Und greift nach allem, was sich greifen lässt,

Und hält es fest.

 

Das will ich so.

 

 

 

Ich strandete entfernt an einer Insel.

 

Niemand, dachte ich,

Wird mich hier kennen,

Hier bin ich vertraut mit mir,

Hier werde ich mir neue Namen geben.

 

Täglich war es einmal so.

Die Morgennächte

Hatten Sand im Mund

Und sprachen nicht.

 

 

Es war zu unbequem fürs Überleben,

Dich am Tage zu bewohnen.

 

Nur, wenn alles gut geht,

Werden wir zum Doppeltier,

Das kann sich nicht mehr trennen,

 

 

Und wir müssen

Vor den anderen versteckt, die sind wir selbst,

Weil sich die anderen für uns

Nicht intressieren,

Fest umschlungen, wie wir sind,

Ein Doppelleben aneinander führen

Und auf dessen Ende warten.

Das fällt in die Regenzeit.

 

 

 

Die Blätter tropften ab.

"Im Wald", so sagst du,

"Gibt es nach dem Regen

Einen zweiten Regen."

 

 

Diesmal kam ich schon durchnässt zu dir

Und kam aus einer Regenlandschaft.

Dorthin, wusste ich,

Müsst ich nach dir

Noch einmal gehen,

Und ich kam von mir zu dir

 

 

Und würde nach dir

Wieder zu mir gehen

Und danach zurück zu dir

Und dann zu mir,

Zu dir,

Zu mir,

Zu......

........

 

 

 

Ich klopfte an die Blätterwand,

Ich klopfte an an dich,

Und keine Stimme öffnete,

Es kam kein Wort der Freundlichkeit,

Und äußerlich sah es so anders aus

Und lud so freundlich ein.

 

 

Ich hätte jeden Irrtum ausgeschlossen,

Hätte jeden Schwur getan

Und hätte nie daran gedachte

Dass du dich ganz verlässt,

Wenn du dich meinem Klopfen

Überlässt.

 

 

 

 

Ich bildete mir ein,

Das Blätterdach

Sei Schutzdach vor dem Regen,

Weil darunter eine blanke Sonne lag.

 

 

Die kam, das sah ich hinterher,

Von so weit her aus schrägem Winkel,

Und sie hatte mit dem Regen

Nichts zu tun.

 

 

Der Regen hatte sich um mich gehüllt

Und ließ die Blätter

An den Zweigen kleben,

Lieferte mich schutzlos aus.

 

 

 

Später,

Als ich dich und mich

In schwarze, weiße Felder teilte,

Sahst du vieles ein.

 

Es war ganz sonderbar,

Solange ich nur davon sprach,

Bedeutete es nichts

Und gab dir keinen Sinn.

Nun aber riss ich diese Felder von uns ab.

 

 

Man könnte es

Mit abgezog'nem Pergament der Birkenrinde,

Dieser wunderbaren Haut vergleichen,

Die ich nun als schwarze, weiße Teile

Ineinander, aneinander schob.

 

 

Daraus entstand ein lebensgroßes Bild

Von dir und mir,

Das zeigte uns von uns entfremdet,

Und es zeigte eben auch

Die starke Bindung

Zwischen den Extremen.